Anbetung? Meditation? Opferung? Welche antiken rituellen Handlungen wurden an den Externsteinen durchgeführt?
Die Externsteine sind eine ungewöhnliche Sandsteinformation bei Ostwestfalen-Lippe im Nordwesten Deutschlands. Sie ist einzigartig unter anderen monolithischen Stätten in Europa, weil es eine natürliche Formation ist, die durch den Menschen verändert wurde. Während Stonehenge von Menschen gebaut wurde, wurden die Externsteine von der Natur gebildet und dann von Menschen manipuliert.
Es ist unklar, wer die ersten Menschen waren, die die Externsteine veränderten. Es gibt viele Theorien und keinen klaren Konsens unter den Forschern. Allen einig ist, dass die Steine von vielen verschiedenen Gruppen für auffallend unterschiedliche Zwecke im Laufe der Zeit verwendet wurde. Wurden die Externstein als prähistorische heilige Stätte genutzt? Haben die Jungsteinzeitmenschen dort gebetet? Hatte es eine astronomische Funktion wie andere antike europäische Stätten? Die Antwort auf all diese Fragen lautet: vielleicht.
Externsteine Südwestwand. (Public Domain)
Steintürme
Es gibt viele Theorien über die Verwendung von der Externsteine als heiligern Ort der Anbetung und des Opfers sowie als astronomisches Observatorium. An der Stelle wurden Werkzeuge aus paläolithischem und mesolithischem Stein gefunden, die die Theorie, dass Menschen aus der Vorgeschichte tatsächlich vor Ort waren, untermauern. Aber es gibt nicht genug Beweise, um ihre Aktivitäten endgültig zu bestimmen. Zu den Theorien der frühen Verwendung der Steine gehören:
・ altsteinzeitliches Heiligtum für nomadische Rentierjäger
・ jungsteinzeitliches Meditationszentrum
・ keltisches Höhlenheiligtum
・ germanisches astronomisches Zentrum
・ sächsisches geistiges Zentrum
Einige Symbole in den Stein der Externsteine geschnitzt. Bild: ©Jens-Olaf Walter
Ort der heidnischen Anbetung
Einige glauben, dass die Externsteine ein Zentrum für sächsische heidnische Rituale war. Wie viele andere europäische Heiden waren die Sachsen bekannt dafür, sich in der Natur zu versammeln, um ihre Götter anzubeten. So wie die Kelten, Balten und Slawen heilige Haine hielten, taten dies auch die Sachsen. Die überragenden Monolithen hätten ein Gefühl der Ehrfurcht und des Übernatürlichen vermittelt. Es heißt, dass Karl der Große, als er die Sachsen gewaltsam zum Christentum bekehrte, heidnische Tempel zerstörte und die Nutzung von heiligen Stätten wie die Externsteine für solche Praktiken verbot. Allerdings gibt es auch hier kaum Belege, die diese Geschichte bestätigen.
Die nordische Göttin Freyia und die archäologische Stätte Externsteine (Bilder: Public Domain /©Waseda University)
Auf der Grundlage dessen, was wir über die vorchristliche sächsische Anbetung und die Bekehrungskampagnen Karls des Großen wissen, ist die Theorie plausibel, aber die Beweise können die Theorie einfach nicht belegen. Wir wissen, dass es Sachsen in der Region gab, wo die Externsteine stehen. Wir wissen auch, dass Karl der Große Berichten zufolge viele sächsische heidnische religiöse Stätten wie heilige Bäume, Haine, Tempel und Säulen, die als Irminsul bekannt sind, zerstört hat. Eine Irminsul war ein hoher Holzpfosten, der in Kultstätten errichtet wurde. Wissenschaftler können nur über ihre Bedeutung spekulieren, aber viele denken, dass es eine Verbindung zu Yggdrasil, dem nordischen Weltenbaum, gibt oder dass es eine Verbindung zu einem niederen Gott namens Irmin gegeben haben könnte. Es wird auch spekuliert, dass Irmin eine Andere Bezeichnung für eine große Gottheit wie Frey oder Odin war.
Externsteine im Teutoburger Wald bei Horn-Bad Meinberg. (Bild: Daniel Schwen CC BY-SA 2.5)
Externsteine als christliche heilige Stätte
Es wird berichtet, dass Karl der Große im Jahre 772 die Zerstörung einer sehr wichtigen Irminsul in einem wichtigen sächsischen religiösen und kulturellen Zentrum nahe Obermarsberg angeordnet hat. Das ist relevant, weil das in den Fels der Externsteine eingemeißelte christliche Relief den Triumph des Christentums über das sächsische Heidentum darstellen soll. Unter dem Kreuz steht ein verwelkter Baumstumpf, der den großen sächsischen Irminsul darstellen soll.
Relief der Absetzung vom Kreuz der Externsteine, Horn-Bad Meinberg. (CC BY-SA 3.0)
Es gibt Hinweise darauf, dass nicht lange nach der Zerstörung der Irminsul ein Kloster bei den Externsteinen gegründet wurde. Es wird vermutet, dass das Kloster Hethis hier im neunten Jahrhundert gegründet wurde. Aufgrund der in Felsabschnitte gehauenen Reliefs und anderer Schnitzereien mit religiöser Bedeutung wissen wir, dass die Externsteine im Mittelalter sicher von christlichen Mönchen bewohnt waren. Genaue Daten der Besiedlung sind unbekannt.
(Erster Teil eines zweiteiligen Artikels)
Bild oben: Externsteine, nordöstliche Seite, über den Wiembecke Teich. (Oliver Schratz CC BY-SA 3.0)
Dieser Artikel wurde ursprünglich unter dem Titel "Externsteine: Deutschlands heilige Steinformation" von Carolyn Emerick im Arcana Magazine veröffentlicht und mit Genehmigung veröffentlicht.
Carolyn Emerick schreibt über die Geschichte, Mythologie und Folklore Nordwesteuropas. Folgen Sie ihr auf www.facebook.com/carolynemerickwriter
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