Als Archäologen Röntgenaufnahmen des mumifizierten Körpers einer Frau durchführten, machten sie eine bemerkenswerte Entdeckung. Die Überreste der Frau, die vor 2.000 Jahren starb, enthielten ein überraschendes Geheimnis - und machten die Mumie dadurch zu etwas ganz Besonderem.
Was haben die Scans enthüllt? Die erste bekannte schwangere Mumie der Welt.
Eine Studie über den Fund wurde im Journal of Archaeological Science veröffentlicht. Darin schreiben die Forscher, dass ihre Röntgen- und CT-Scans des mumifizierten Körpers zeigen, dass die Frau starb, als sie zwischen 20-30 Jahre alt war. Sie maßen den Kopf des Fötus und stellten fest, dass die Frau zwischen 26 und 30 Wochen schwanger war, als sie starb.
Die schwangere Mumie wurde durch Röntgen- und CT-Scannen identifiziert. Quelle: Journal of Archaeological Science
In ihrer Arbeit stellen sie fest: "Dieser Fund ist der einzige bekannte Fall einer einbalsamierten schwangeren Person." Studienleiter Dr. Wojciech Ejsmond von der Polnischen Akademie der Wissenschaften sagte der Sun:
"Dies ist die erste derartige Entdeckung. Es gibt keinen anderen so gut erhaltenen antiken Körper einer schwangeren Frau [...] Wir kennen einige Bestattungen von schwangeren Frauen. Mumien von Babys wurden im Grab von Tutanchamun gefunden. Aber es gibt keine Bestattung einer schwangeren Frau mit erhaltenem Weichteilgewebe."
Dr. Ejsmond merkte aber auch an: "Man kann davon ausgehen, dass Archäologen auf andere solche Bestattungen gestoßen sind, aber sie waren schlecht dokumentiert oder schlecht erhalten und boten keine Möglichkeiten für weitere Forschung wie unser Fund."
Die Forscher fragen sich, warum der Fötus im Körper der Frau mumifiziert wurde und nicht extrahiert und einbalsamiert wurde, wie es bei totgeborenen Kindern der Fall war. "Es könnte angenommen worden sein, dass er noch ein integraler Bestandteil des Körpers seiner Mutter war, da er noch nicht geboren war", schreiben sie in ihrem Papier.
Scans zeigten, dass die Frau 26-30 Wochen schwanger war. (Journal of Archaeological Science) Die Forscher schreiben: "Dieser Fund ist der einzige bekannte Fall einer einbalsamierten schwangeren Person."
Die schwangere Mumie soll aus den Königsgräbern der antiken Stadt Theben stammen und die Forscher glauben, dass sie ein elitäres Mitglied der Gesellschaft war. Ihr mumifizierter Körper wurde sorgfältig in Stoffe eingewickelt und mit "einem reichen Satz von Amuletten geschmückt."
Die Sun berichtet, dass die Amulette die vier Söhne des Horus repräsentieren und in die Tücher eingewickelt wurden. Die "Vier Söhne des Horus" bezieht sich auf vier Götter in der altägyptischen Religion - Imsety, Duamutef, Hapi, und Qebehsenuef. Sie werden oft als die Personifikationen der vier Kanopengläser beschrieben, die mumifizierte Körper begleiteten.
Amulette, die die vier Söhne des Horus repräsentieren sollen, begleiten den Körper der schwangeren Mumie. (Warschauer Mumienprojekt)
Die schwangere Mumie wurde in den frühen 1800er Jahren in Theben ausgegraben und frühere Forschungen haben sie auf das erste Jahrhundert vor Christus datiert - eine Zeit, in der Theben eine blühende Stadt war. Sie kam 1826 nach Warschau und wird derzeit in der Galerie für Antike Kunst im Nationalmuseum ausgestellt.
Die Inschrift des Sarges besagt, dass der Besitzer ein männlicher Priester war - was die Scan-Ergebnisse noch überraschender macht. Marzena Ozarek-Szilke, Anthropologin, Archäologin und Mitautorin der Studie, sagte:
"Unsere erste Überraschung war, dass sie keinen Penis hat, dafür aber Brüste und lange Haare, und dann fanden wir heraus, dass es eine schwangere Frau ist. Als wir den kleinen Fuß und dann die kleine Hand (des Fötus) sahen, waren wir wirklich schockiert."
Die Todesursache und die genaue Identität der schwangeren Mumie sind noch immer ein Rätsel.
Diese Mumie ist nur einer der mumifizierten Körper, die im Rahmen des Warschauer Mumienprojekts gescannt wurden. Laut der Projekt-Website ist es das Ziel, "menschliche und tierische Mumien aus dem alten Ägypten im Nationalmuseum in Warschau gründlich zu untersuchen."
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Durch den Einsatz fortschrittlicher Technologie, wie Röntgen- und CT-Scans, sagen die Forscher, dass sie in der Lage sind, mehr Einblicke in das Leben im alten Ägypten zu gewinnen, sowie in das Alter, die Todesursache, Krankheiten, den Lebensstandard und sogar den Stresslevel während des Lebens der untersuchten Mumien.
Dr. Ejsmond erklärte, dass die Entdeckung der schwangeren Mumie nicht nur aufgrund ihrer Einzigartigkeit erstaunlich ist, sondern auch für Ägyptologen, "weil wir wenig über pränatale Gesundheit und Kindheit im alten Ägypten wissen."
„Ägyptische Fellachenfrau mit ihrem Kind", von Elisabeth Jerichau-Baumann, 1872. (Public Domain)
Dr. Ejsmond glaubt auch, dass die Entdeckung viele weitere interessante Punkte aufzeigt:
"Mediziner können zum Beispiel den Darminhalt des Fötus untersuchen, um Informationen über die Entwicklung des Immunsystems in der Antike zu erhalten. Sie können auch nach Spuren antiker medizinischer Eingriffe suchen, die zur Rettung der Frau und ihres Kindes durchgeführt worden sein könnten. Alte ägyptische medizinische Texte beschreiben einige Verfahren, die durchgeführt worden sein könnten, aber es ist noch mehr Forschung nötig."
Schließlich zeigt diese Forschung, dass andere schwangere Mumien im alten Ägypten begraben worden sein könnten, sie sind nur noch nicht identifiziert wurden. Das Scannen weiterer Mumien könnte den Forschern helfen, sie zu finden, indem sie die Körper digital auspacken, ohne die alten mumifizierten Überreste physisch zu verändern.
Oberes Bild: Röntgen- und CT-Scans des mumifizierten Körpers zeigen, dass die Frau starb, als sie zwischen 20 und 30 Jahre alt war. (O. Leydo)
Von Alicia McDermott