Auf der Burg Wildenberg in Nordrhein-Westfalen ist ein riesiges eisenzeitliches Waffenarsenal entdeckt worden, der bisher größte Fund seiner Art. Archäologen des renommierten Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Lippstadt, die seit mehr als 3 Jahren an diesem Fundort arbeiten, haben die meisten Funde des eisenzeitlichen Waffenlagers auf die Zeit zwischen 300 v. Chr. und dem ersten Jahrhundert v. Chr. datiert.
In einer übersetzten Stellungnahme vom 31. März dieses Jahres sagte Michael Baales, einer der Archäologen des LWL-Teams und Leiter der Außenstelle Olpe in Nordrhein-Westfalen: "Das Arsenal ist das größte in Nordrhein-Westfalen und verbindet auch das Sauerland mit komplexen Prozessen im eisenzeitlichen Europa."
Auf das Versteck war der Heimatforscher Matthias Dickhaus gestoßen, der im Auftrag des LWL das Gebiet mit einem Metalldetektor untersuchte. Nach Angaben von LWL-Archäologe Dr. Manuel Zeiler wurden insgesamt 150 Objekte gefunden: 40 Speerspitzen und Lanzenspitzen, Schwerter, Fragmente von Schildbuckeln, Werkzeuge, Gürtelhaken, Pferdegeschirr, Silbermünzen, Bronzeschmuck und ein Wadenbeinknochen.
Dieses landesweit seltene Zaumzeug hat zwei Seitengriffe, mit denen das Pferd geführt werden konnte. (Hermann Menne / LWL-Archäologie für Westfalen)
Die Besonderheit und historische Bedeutung dieser Funde liegt vor allem in der Tatsache, dass sie absichtlich beschädigt oder verbogen wurden. Dies sei ein Beweis dafür, wie eisenzeitliche Krieger ihre Siege über die unterlegene Seite feierten und was sie mit den Waffen machten, die sie den Verlierern abnahmen.
Dr. Manuel Zeiler sagte laut Heritage Daily: "Nach dem heutigen Stand der Forschung ist es denkbar, dass in der Gegend um Wildenberg ein Kampf stattfand und die Sieger ihren Triumph vollendeten, indem sie die erbeuteten Waffen, Gürtel und Geschirre zur Wallburg brachten." Die beschädigten Stücke wurden dann wahrscheinlich zur Schau gestellt.
Eisenzeitliche Waffen, die auf dem Gelände der Burg Wildenberg gefunden wurden, zeigen, wie sie in einem Akt der Kriegstrophäenschändung oder eines Siegesrituals absichtlich verbogen wurden. (Hermann Menne / LWL-Archäologie für Westfalen)
Ein Waffenversteck, das in den 1950er Jahren in der gleichen Gegend gefunden wurde, zeigt zusammen mit der aktuellen Entdeckung, dass es sich dabei vielleicht um eine rituelle Demonstration von Überlegenheit und Stärke nach einem Sieg handelte. Historische Belege aus anderen eisenzeitlichen Kulturen zeigen, dass dies eine weit verbreitete Praxis war, die das Sauerland mit anderen eisenzeitlichen Gebieten in Verbindung bringt.
Den Belegen stehen französische Forschungen gegenüber, die zeigen, dass im eisenzeitlichen Europa kultische Handlungen im keltischen Raum und seiner Peripherie stattfanden, bei denen die Waffen schwächerer Gegner nach der Schlacht zerstört wurden.
Dies würde eindeutig darauf hinweisen, dass die beschädigten Waffen nicht eine Folge der Schlacht waren, sondern ein Ritual, das nach der Schlacht stattfand. Auf jeden Fall gibt es keine historischen Belege, die darauf hindeuten, dass Wildenberg ein Schlachtfeld war. Außerdem wurde an der Fundstelle eine besonders seltene Art von Pferdetrense gefunden, ein Zaumzeug, mit dem man Pferde, die einen Streitwagen ziehen, gekonnt manövriert und führt.
Blick auf den "Heiligen Berg" des Sauerlandes, wo die Waffen der Eisenzeit gefunden wurden. (Michael Baales / LWL-Archäologie für Westfalen)
Die Burg Wildenberg, die von den Einwohnern der Region als "Heiliger Berg" bezeichnet wird, befindet sich auf einem 658 Meter hohen Berg. Beweise für die Nutzung dieses Ortes in der Eisenzeit wurden von 300 v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. gefunden. Die Einheimischen nennen die alten Mauern auch Wallburg, die immer noch sehr intakt und für Wanderer und Touristen, die den Ort besuchen, sichtbar sind.
In den 1950er Jahren wurden beim Bau eines Pavillons in diesem Gebiet zufällig zwei Schwerter, zwei Speerspitzen und zwei Lanzenspitzen ausgegraben. Die Spitzen waren absichtlich verformt worden, die Waffen verbogen und beschädigt. Laut Live Science begannen die Archäologen erst im Jahr 2013 mit gründlichen Ausgrabungen in diesem Bereich. 2018 begannen die Metalldetektoruntersuchungen.
Matthias Dickhaus und sein Metalldetektor-Untersuchungsteam fanden insgesamt 100 Objekte, und die Datierung hat gezeigt, dass die Münzen und Schwerter aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammen, so Zeiler.
Burkhard König, Bürgermeister der Stadt Schmallenberg, wird in der LWL-Pressemitteilung mit den Worten zitiert: "Der Wildenberg mit seiner langen, wechselvollen Geschichte ist ein wesentlicher Bestandteil der Entwicklung der Stadt Schmallenberg. Neben vielen sichtbaren, aber auch vielen verborgenen Artefakten unterstreicht der neue Waffenfund seine Bedeutung, für die ich allen Beteiligten, insbesondere dem LWL, herzlich danke und zu dem Fund gratuliere."
Oberes Bild: Eisenzeitliche Waffen und andere Artefakte, die auf dem Gelände der Burg Wildenberg in Deutschland gefunden wurden. Quelle: Hermann Menne / LWL-Archäologie für Westfalen