Das Christkind: Wie unterscheidet sich dieser Weihnachtsgeschenkebringer vom Weihnachtsmann?
Das Christkind ist ein Weihnachtsgeschenkbringer in bestimmten europäischen Ländern. Wie sein bekannteres Gegenstück, der Weihnachtsmann, soll das Christkind in der Nacht zum Heiligen Abend Geschenke für Kinder unter dem Weihnachtsbaum hinterlassen.
Das Christkind ist in europäischen Ländern wie Deutschland, Österreich, Tschechien, Liechtenstein, Ungarn, der Slowakei und der Schweiz beliebt. Die Geschichte des Christkinds beginnt im 16. Jahrhundert. Es wird oft als traditioneller Weihnachtsgeschenkgeber in diesen Ländern betrachtet.
Die Entstehung des Christentums
Eines der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte des westlichen Christentums, die protestantische Reformation, fand während dieser Zeit statt. Initiiert wurde diese Bewegung vom deutschen Theologen Martin Luther. Es war derselbe Luther, der auf die Idee des Christkinds kam. Bis zur Zeit Luthers wurde deutschen Kindern erzählt, dass ihnen in der Weihnachtszeit vom Heiligen Nikolaus (einem Bischof von Myra aus dem 4. Jahrhundert in Kleinasien) Geschenke gebracht würden. Der heilige Nikolaus soll den Kindern am 6. Dezember, dem Festtag, Geschenke gebracht haben.
Nikolaus "Lipensky" (russische Ikone aus der Lipnja-Kirche des Nikolaus in Nowgorod). (Public Domain)
Für Luther galt die katholische Tradition der Heiligenverehrung als Blasphemie, da er argumentierte, dass kein anderer als Christus vergöttert werden dürfe. Auch die Idee einer katholischen Figur, die Geschenke an protestantische Kinder bringt, kam Luther nicht recht gelegen. Luther beschloss daher, den Heiligen Nikolaus durch eine andere Schenkfigur, das Christkind, zu ersetzen. Während der Nikolaus zu seinem Fest den Kindern Geschenke brachte, überbrachte das Christkind Geschenke am 24. Dezember, Heiligabend, dem letzten Adventstag.
1893 Darstellung des Christentums. (Public Domain)
Das Konzept des Christkinds wurde dem Jesuskind nachempfunden, als Luther begann, den protestantischen Kindern zu erzählen, dass es Jesus Christus selbst war, der ihnen ihre Weihnachtsgeschenke brachte. Das Aussehen des Christkinds entwickelte sich im Laufe der Jahre. Es wird vermutet, dass die Form des Christkinds am ehesten aus der mittelalterlichen deutschen Tradition der Weihnachtsspiele abgeleitet wurde.
Christkind München, Deutschland. (Public Domain)
Der zentrale Charakter dieser Stücke war oft der Engel Gabriel, der die Botschaft Gottes an Maria über ihren ungeborenen Sohn Jesus brachte. Die Stücke gaben dem Engel Gabriel eine körperliche Form, und diese wiederum hatte das Aussehen, das dem Christkind gegeben wurde. Deshalb wurde das Christkind als Engelsfigur mit blonden Haaren und Flügeln dargestellt. Jedes Jahr findet in der deutschen Stadt Nürnberg der Christkindlmarkt statt, bei dem ein Christkind ausgewählt wird. Da das Christkind im Laufe der Zeit weibliche Züge gewann, wird ein Mädchen ausgewählt, um die Rolle des Nürnberger Christkinds zu spielen.
Weihnachtsmarkt in Nürnberg. (Roland Berger/ CC BY SA 3.0)
Die Bedrohung des Weihnachtsmannes?
Luthers Plan, den katholischen Nikolaus durch das Christkind zu ersetzen, war erfolgreich. Heute jedoch steht das Christkind vor einer neuen Bedrohung, nicht von der katholischen Kirche, sondern von der säkularen Welt. Es ist der fröhliche alte Mann in Rot, der der Welt als Weihnachtsmann bekannt ist. Während einige über die Vorstellung spotten, dass das Christkind und der Weihnachtsmann miteinander in Konflikt geraten könnten, sehen andere dies nicht als lächerliche Angelegenheit an.
Für einige gilt der Weihnachtsmann als Symbol der amerikanischen Populärkultur und des Konsumverhaltens, und seine Anwesenheit wird als eine Art "Invasion" gesehen. In Österreich beispielsweise haben sich einige dazu entschlossen, sich gegen den Weihnachtsmann zu wehren (es sei angemerkt, dass Österreich, obwohl es ein größtenteils katholisches Land ist, das Christkind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts assimilierte).
In Innsbruck wurde ein Christkind-freundlicher Verein gegründet, bei dem Händler aufgefordert wurden, die Bilder des Weihnachtsmannes an ihren Schaufenstern durch die des Christkinds zu ersetzen. Die Anhänger des Christkinds argumentieren, dass der Weihnachtsmann den Geist des Konsums fröne, während das Christkind "Frieden, Ruhe, Herd, Heimat und Familie" personifiziere. Diese Werte werden von der österreichischen Bevölkerung geschätzt. Andere sind anderer Meinung und weisen darauf hin, dass es am Ende immer noch um die Geschenke geht, was das Christkind nicht weniger materialistisch macht als den Weihnachtsmann.
Christkind, Weihnachtsmann oder ein anderer Weihnachtsgeschenkgeber?
Vintage Weihnachts Postkarte. (Dave/CC BY ND 2.0)
Oberes Bild: Detail einer Weihnachtspostkarte mit Christkind. Quelle: Die Jesus-Frage
Von Wu Mingren
Verweise
Cain, P., 2009. Österreich-Kampagne zur Rettung des Christkind vor dem Weihnachtsmann. [Online]
Abrufbar unter: http://news.bbc.co.uk/2/hi/uk_news/england/8405501.stm
Weihnachtsstadt Nürnberg, 2017. Ein Symbol für Nürnberg: Die Entstehung des Christentums. [Online]
Abrufbar unter: http://www.christkindlesmarkt.de/en/christkind/a-symbol-for-nuremberg-the-origin-of-the-christkind-1.2373061
Constanze, 2014. Forget Santa - Meet the Christkind!. [Online]
Verfügbar unter: https://blogs.transparent.com/german/forget-santa-meet-the-christkind/
Landler, M., 2002, Wien Journal; Für Österreicher ist Ho-Ho-Ho kein Lacher. [online]
verfügbar unter: http://www.nytimes.com/2002/12/12/world/vienna-journal-for-austrians-ho-ho-ho-is-no-laughing-matter.html
Steves, R., 2017. Feiern mit dem Christkind: Ein germanisches Weihnachtsfest. [Online]
Erhältlich unter: https://www.ricksteves.com/watch-read-listen/read/articles/celebrating-with-the-christkind
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